Therapiearbeit

Seit mehr als 40 Jahren sind Tiere meine Partner in der Arbeit mit Menschen.

Ich arbeite seit 1977 therapeutisch und habe allerhand berufliche Abschlüsse im medizinisch-therapeutischen Bereich absolviert. Umfangreiche fachliche Kenntnisse, Berufserfahrung und eine unerschütterliche innere Sicherheit sind für mich die Grundlage, meine Arbeit überhaupt „Therapie“ zu nennen. Für diese verantwortungsvolle Aufgabe braucht es unbedingt überprüfbare Kenntnisse, damit ich als Hundeführerin die mir anvertrauten Menschen und meine Hunde sicher durch jegliche Herausforderungen hindurch begleiten kann.

Immer waren es vor allem Hunde, aber auch Pferde, Esel, Schafe, Ziegen, Schweine, Kaninchen, Geflügel, die mir halfen, Brücken zu bauen zwischen Menschen.

Meine Tiere waren stets unentbehrlich, immer da wo Menschen ihre Seelenpforten verschlossen hatten, als Pfadfinder in Baustellen von Seele, Körper und Geist, als Unterstützer in der Beziehungsfindung, als Motivatoren, das innere Gefängnis zu verlassen, als Freunde, als Lebensgefährten …..

Im Jahr 2008 begann ich mit meiner Amy eine berufsbegleitende Ausbildung zum Therapeutischen Mensch-Hund-Team, weil ich Fragen hatte und weil ich professionellen Austausch suchte. Die Ausbildung war ein Fake, Abzocke, qualitativ jenseits meiner Ansprüche, inhaltlich ohne einen Funken therapeutischer Sachkenntnisse. Das ganze Prozedere kostete mich einige tausend Euro und jede Menge Fassungslosigkeit. Inhaltliche Fragen waren unerwünscht, und schleimen um geschwülstige Pluspunkte liegt mir gar nicht!

Ich erinnere mich nur mit Groll an diese Zeit. Gelernt habe ich viel, aber nicht das was ich mir gewünscht habe!

Ich arbeitete weiter nach meiner eigenen tiefen Überzeugung und holte mir Rat dort, wo dieser eine fachliche Kompetenz vermittelte.

Bald kam ein zweiter Bearded Collie dazu. Inzwischen sind es 4.

Ich habe eine eigene Praxis in Bad Schwartau in einem friedlichen Gewerbegebiet am Rand der Großstadt. Hier haben die Hunde im Tageslauf ihren Rückzugsort und einen Garten zum Toben und Spielen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein großes Freilaufareal. Hier üben wir Begegnungen mit Fahrradfahrern, Kinderwagen, Skatern, Joggern und nicht zuletzt mit anderen Hunden. Hier spielen wir Verstecken, Fangen, denken uns Geschicklichkeitsparcours aus und erfreuen eine treue Fangemeinschaft seit vielen Jahren mit regelmäßigen Aktionen.

Jeder Hund wird pro Tag in einer Therapieeinheit eingesetzt. Das ist genug Belastung für die sensiblen Tiere.

Manchmal zeigen die Hunde sehr deutlich, mit welchen Patienten sie gerne arbeiten und mit welchen nicht. Ich nutze zum Beispiel Amys Abneigung von Kontakt zu Menschen mit einer Psychose auch als Befund-Kriterium.


Amy

Amy ist einfach da. Sie genießt engen Körperkontakt zu den Menschen, ist eine begnadete Seelentrösterin und Ausdauerschmuserin par excellence.

Amy ist besonders sensibel, und sie hat eine für mich manchmal unheimliche Intuition (Instinkt?) für Menschen in besonderen Emotionslagen. Bei Amy muß ich als HF sehr aufmerksam sein, wann sie Signale von Überforderung sendet. Sie opfert sich für ihre Menschen, wenn ich sie nicht davor schütze. Amy ist für mich ein ganz besonderer Hund!

Smilla setze ich gerne bei unruhigen Kindern ein. Sie ist in ihrer eigenen Ruhe nahezu unerschütterlich, nimmt auch heftige „Kontaktversuche“ seitens der Patienten hin, verschläft Wutausbrüche und lautes Kreischen, meistert begeistert lange Parcours mit beachtlichen Hindernissen, dunklen Tunnels, Balanceakten und wackeligen Übergängen. Sie zieht zusammen mit den Kindern in erbaute Behausungen ein. Für ein Leckerli tut sie fast alles. Sie lernt eifrig Tricks und ist damit als Partnerin für Kinder mit wenig Ausdauer und niedriger Frustrationstoleranz hilfreich. Smilla ist mein bester Partner in der Arbeit mit Menschen, die an einer Hundephobie leiden. Sie kann so herrlich uninteressiert tun. Ihre Welpen sind fast alle therapeutische Begleiter, an Schulen oder als Assistenten für Menschen mit Handikaps.

Bathia nehme ich sehr gerne in Stunden, in denen Kinder etwas richtig erarbeiten wollen. Sie ist sehr temperamentvoll und fordert unbedingte Klarheit in der Stimmung und in der Körperhaltung der Menschen, die mit ihr arbeiten. Auch eine  sinnvolle Handlungsplanung wird in diesen Stunden nötig, denn Bathia quittiert Chaos mit lautem Bellen. Da wo Kinder überfordert sind, biete ich meine Hilfe an. Gemeinsam reflektieren wir, was nicht geklappt hat, finden wir Lösungen, und Bathia dankt den Einsatz mit überschwänglicher Begeisterung. Es erstaunt mich immer wieder, wie grenzenlose, unruhige und unsichere Kinder durch die Liebe zum Hundchen motiviert werden, Dinge ganz anders zu tun, als mit Trotz, Zorn, Zerstörung, Frustration oder Verweigerung zu rebellieren.

Soleigh ist die jüngste in meiner Truppe und eine echte Herausforderung! Es war eigentlich nicht mein Plan, aus dem F-Wurf einen Welpen zu behalten. Die 7 Welpen waren ab der 4.Woche mit in der Praxis und natürlich der Mittelpunkt unseres Schaffens. Soleigh zeigte sich im Kontakt mit den Menschen besonders begeistert und schien ein besonderes Gespür zu haben, wenn jemand traurig war. Das ließ ihr dann keine Ruhe, und sie entwickelte rasch eine Fülle von Fertigkeiten und Eigenschaften, wie sie die Menschen wieder zum Lachen bringen konnte. Selbst bei einem zu der Zeit suizidalen Jugendlichen gelang ihr die Erkenntnis: „Ich bin wohl doch etwas wert, sonst würde Soleigh sich nicht so sehr um mich kümmern.“ Wir waren tief bewegt. Soleigh eroberte so konsequent meine Vernunft, wickelte sie ein, ersetzte die Klarheit zunächst duch Schwanken, dann durch Umkippen – und schließlich war klar: Soleigh bleibt!

Züchterisch war sie mir zu hell, zu eng im Gebiss, zu feinhaarig …… aber ich bin in erster Linie Therapeutin, und für diese Arbeit war dieser kleine Wirbelwind wohl geboren. Und ein heller Hund birgt ganz andere Qualitäten als ein dunkler.

Inzwischen trainiere ich mit einer Trainerin nach der von Schröder-Methode und werde die Ausbildung zum Therapiehund wieder sorgfältig und beharrlich zu Ende bringen. Schon jetzt bereichert Soleigh unsere Arbeit ungemein. Sie lernt wahnsinnig schnell, ist die allerbeste Sachenfinderin, unterscheidet z. Zt. 4 Stofftiere beim Apportieren, öffnet Schubladen und Schränke, zieht Socken aus, holt Handys aus der Tasche und bringt sie in den Raum …. für die Kinder ist sie ein absoluter Gewinn. Besonders diejenigen, die sich gar nichts zutrauen, werden durch die raschen Erfolge unglaublich beglückt und angeschoben – es ist eine Freude!

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Bearded Collies im Einsatz in der Praxis

Erst durch eine qualifizierte therapeutische Ausbildung der Hundeführerin wird die Arbeit mit einem speziell ausgebildeten Hund zur Therapie.

Ich erwähne das, weil ich immer wieder höre, dass ein Besuch im Altenheim oder die Verschmustheit eines Hundes ihn bereits zum Therapiehund befördert. Therapie ist mit der Tatsache, dass ein Hund gerne schmust oder Kinder mag, nicht zu begründen.

  • Wir gehen in Schulen und Tageseinrichtungen.
  • Wir arbeiten mit schwerbehinderten Menschen, die in ihrer Körpersprache so unsicher sind, dass sie ihrer Angst vor Hunden oftmals ausgeliefert bleiben. (Rücksichtslose oder gleichgültige Hundebesitzer stützen durch ihr Verhalten derartige Erfahrungen.)
  • Wir arbeiten mit traumatisierten Menschen, für die die Hunde eine Brücke aus dem inneren Gefängnis aus Misstrauen, Schmerz und Verletzungen sein können, hin zu einer behutsamen Wiederaufnahme von Beziehung zur Außenwelt, zu Menschen überhaupt.
  • Wir arbeiten in der Rehabilitation nach neurologischen oder orthopädischen Verletzungen oder Operationen (Apoplex, Operationen, Amputationen, Nervenläsionen, Wahrnehmungsstörungen etc.).
  • Wir bieten den Kurs „Keine Angst vorm großen Hund“ für ängstliche und unsichere Kinder.
  • Wir behandeln Menschen mit Hundephobie durch schrittweise Konfrontation mit dem angstauslösenden Hund mit sorgsamer Begleitung und Reflektion.
  • Wir bauen unsere gemeinsame Arbeit beständig aus, suchen Fortbildungen und Supervision auf und sind dankbar für Rückmeldungen und Beobachtungen von außen, um in unserer Zusammenarbeit Jahr für Jahr weitere wertvolle Erfahrungen zusammen zu tragen.
  • Wir lernen jeden Tag Neues, wir lernen jeden Tag mehr dazu …..
  • Wir lassen unsere Hunde regelmäßig tierärztlich untersuchen, nach Vorschrift impfen und behandeln prophylaktisch gegen Endo- und Ektoparasiten.

Durch die Tatsache, dass Bearded Collies nicht haaren, können sogar Allergiker mit ihnen in engen Kontakt treten.

2006
Wiedersehen
nach fast 12 Jahren
Am Ende der Therapie einer schweren Hundephobie steht hier der Wunsch nach einem Welpen
Feinmotorik und Koordination, Konzentration ….. und Liebe

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